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Entschließung des Burgenländischen Landtags betreffend die Errichtung von Gedenkstätten/-tafeln für WiderstandskämpferInnen und Opfer des Nationalsozialismus (Juli 2001)

Im Juli 2001 beschloss der Burgenländische Landtag einstimmig die Errichtung von Gedenkstätten/-tafeln in den Heimatgemeinden der WiderstandskämpferInnen und Opfer des Nationalsozialismus, die im Kampf für Freiheit und Demokratie ihr Leben verloren haben. Die Mandatare gaben damit ihrem Wunsch Ausdruck, „all jener Menschen zu gedenken, die im Widerstand gegen Diktatur und Terror ihr Leben für Freiheit, Recht und Menschenwürde und somit auch für die Wiedererrichtung unseres demokratischen Burgenlandes gelassen haben. In jenen Gemeinden, in denen Widerstandskämpfer wie auch Opfer des Nationalsozialismus gelebt haben, soll durch entsprechende Gedenkstätten/-tafeln daran in Dankbarkeit und Mahnung erinnert werden". Dem Landtagsbeschluss war ein Antrag der Abgeordneten Joško Vlasich (Grüne), Norbert Darabos (SPÖ), Stefan Salzl (FPÖ) und KollegInnen vom 20. Juni 2001 vorausgegangen, welche das 80-Jahr-Jubiläum des Bestehens des Burgenlandes im Jahre 2001 zum Anlass genommen hatten, um an die Ermordung von zahlreichen BurgenländerInnen als WiderstandskämpferInnen und politische Häftlinge im Kampf gegen das NS-Regime sowie an die vielen weiteren Opfer des Nationalsozialismus im Burgenland zu erinnern. Der selbstständige Antrag war am 4. Juli 2001 vom Rechtsausschuss mit der ergänzenden Bemerkung, dass „im Falle des Gedenkens an bestimmte Personen" die Anliegen und Gefühle der Angehörigen der Verfolgten zu respektieren seien, einstimmig angenommen worden.

In der Landtagsdebatte ging der Mandatar Joško Vlasich auf zwei frühere Initiativen des Gedenkens und Mahnens im Burgenland ein: Anlässlich der Gedenkfeiern „50 Jahre Wiedererrichtung des Burgenlandes" im Jahre 1995 hatten Superintendentin Gertraud Knoll und Diözesanbischof Paul Iby angeregt, mittels Gedenktafeln auf vergessene Opfer des NS-Regimes aufmerksam zu machen. Die Arbeitsgemeinschaft der Opferverbände und Widerstandskämpfer sowie das unabhängige antifaschistische Komitee Burgenland, deren Vertreter Altlandesrat Stefan Billes bzw. Hans Anthofer sind, hatten sich anlässlich des Gedenkjahres 1998 an die BürgermeisterInnen von betroffenen Gemeinden mit der Bitte gewandt, das Gedenkjahr zum Anlass zu nehmen, Gedenktafeln für WiderstandskämpferInnen sichtbar aufzustellen. Vlasich betonte, dass durch entsprechende Gedenkstätten in Dankbarkeit und Mahnung der WiderstandskämpferInnen und der vielen weiteren Opfer des Nationalsozialismus, wie Juden und Jüdinnen und Roma, welche gerade im Burgenland ein wichtiger Teil der kulturellen Vielfalt gewesen waren, gedacht werden solle. Die SPÖ-Abgeordnete Gertrude Spieß merkte an, dass in Österreich im Umgang mit der NS-Vergangenheit die Mechanismen des Verdrängens, Verschweigens, Verdrehens und Bagatellisierens entwickelt worden sind. Sie forderte die Beschäftigung mit der eigenen Geschichte und betonte die Notwendigkeit der Herausbildung von Mechanismen des Zuhörens, der kritischen Auseinandersetzung, des Aufdeckens, des Eingestehens der eigenen Schuld, des eigenen Mittuns, des Erinnerns und des Gedenkens.


von: Eva Holpfer
erschienen in: "Justiz und Erinnerung" Nr.5