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»Der Komplex Lublin-Majdanek und die österreichische Justiz«
2009/10 führte die Zentrale österreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz ein Projekt durch, welches die Beteiligung von ÖsterreicherInnen an im Konzentrationslager Majdanek verübten Verbrechen und den Umgang der österreichischen Justiz damit sowie einen Vergleich mit der Ahndung der in Majdanek verübten Verbrechen durch die polnische und deutsche Justiz zum Gegenstand hatte.

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Die Frage der Beteiligung österreichischer TäterInnen an den nationalsozialistischen Verbrechen führt bis heute zu zahlreichen Auseinandersetzungen im In- und Ausland. Österreich wird insbesondere dafür kritisiert, nicht genügend zur Ausforschung und Aburteilung von NS-TäterInnen zu unternehmen.

In jüngster Zeit fand der Fall einer in Wien lebenden ehemaligen Aufseherin des KZ Majdanek, Erna Wallisch, öffentliche Aufmerksamkeit. Im Zuge der Ermittlungen gegen Wallisch erteilte das Bundesministerium für Justiz der Forschungsstelle Nachkriegsjustiz den Forschungsauftrag, eine eventuell noch mögliche strafgerichtliche Verfolgbarkeit von NS-Verbrechen im KZ Majdanek vom Standpunkt der historischen Forschung einzuschätzen.

Im Gegensatz zu Auschwitz und Mauthausen – den anderen beiden Konzentrationslagern, in denen ÖsterreicherInnen einen relevanten Teil der Wachmannschaften stellten – wurde kein österreichisches Strafverfahren zu Majdanek mit Urteil abgeschlossen. Eine in den 1960er und 1970er Jahren in Graz durchgeführte gerichtliche Untersuchung gegen mehr als 50 Beschuldigte endete mit der Einstellung sämtlicher Verfahren.

Ziel des Forschungsvorhabens der Forschungsstelle ist es, Verlauf und Ergebnis des österreichischen Vorgehens hinsichtlich Aufklärung und Ahndung der Verbrechen im KZ und Vernichtungslager Majdanek zu analysieren und mit den in Polen und Deutschland geführten Verfahren zu vergleichen.

Ferner sollen Aussagen überlebender Häftlinge gesichtet werden – sowohl in den Gerichtsakten als auch in Sammlungen von Überlebenden-Interviews in den USA und Israel. Zweck ist die Eruierung von Personen, die an eventuell noch zu führenden österreichischen Majdanek-Prozessen als ZeugInnen mitwirken könnten. Außerdem ist die Einladung von Überlebenden des KZ Majdanek zu einer Enquête über die Rolle von ZeitzeugInnen bei der Aufklärung der Verbrechen in Konzentrations- und Vernichtungslagern geplant.

Die Ergebnisse des auf eineinhalb Jahre angesetzten Forschungsprojekts werden in einer Publikation und einer Konferenz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Links:

Aufruf zur Mithilfe

Information über das Projekt in Nr. 192 der Mitteilungen des DÖW

Abschlussberichte


Publikation:
Das KZ Lublin- Majdanek und die Justiz
Strafverfolgung und verweigerte Gerechtigkeit: Polen, Deutschland und Österreich im Vergleich
Zum Inhalts- verzeichnis





Projekt- förderung:

Bundesministe- rium für Justiz

OeNB-Jubiläums- fonds

Nationalfonds d. Rep. Österreich

Zukunftsfonds d. Rep. Österreich





Teilprojekt A:
"Die strafrechtliche Verfolgbarkeit national- sozialistischer Verbrechen im Komplex Lublin-Majdanek"



Teilprojekt B:
Österreich – ein "Paradies für NS-Verbrecher?" Die Majdanek-Verfahren im internationalen Vergleich



Teilprojekt C:
Die Rolle von ZeitzeugInnen bei der Aufklärung der Verbrechen im Konzentrations- und Vernich- tungslager Majdanek