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Gedenkstätte der katholischen Couleurstudenten (im Empfangsbereich)

1080, Lerchenfelderstraße 14

Links: Stilisierte Österreichkarte (aus Steinplatten)

Text:

Karl Biack NC
Ferdinand Habel BBW
Adolf Hörhager AIN
Walter Krajnc VI
Franz Virnich AIN
Josef Dungel DAN
Johann Hardeck AM
Ludwig Bernegger KB
Josef Seywald AW
Walter Caldonazzi AM
Heinrich Maier NBW
Johann Gruber NC
P. Capistran Pieller CI
Hans Sylvester A-P
Hermann Sinz AIN
Heinrich Pühringer AIN
Hans Zessner v. Spitzenberg NBW
Engelbert Dollfuß F-B
Ludwig Mooslechner ALN
Richard Steidle ALN
Karl Krczmar BBW
Franz Deutsch NDW
Franz Reinisch LE
Karl von Kummer M-D

(richtig: Franz Seywald)


Rechts: Gekreuzigter (aus Holz), daneben Steintafel

Text:
Pro libertate
Austriae mortuis
Unseren Opfern
des NS-Regimes
1934–1945

Stifter: Österreichischer Cartellverband
Gestaltet von Josef Pauleschitz
Enthüllung der Gedenkstätte am 13. März 1988 mit einer Rede von Vorortspräsident Josef Figl.
In der Nacht vom 10. auf den 11. März 1988 war die Gedenkstätte von unbekannten Tätern geschändet worden.

Dr. Ludwig Bernegger (geb. 30. 12. 1903), Polizeikommissär der Bundespolizeidirektion Linz (staatspolizeilicher Referent für NSDAP-Angelegenheiten), wurde am 15. März 1938 von SS-Männern ermordet.

Dr. Karl Biack (geb. 12. 9. 1900), Polizeijurist in Salzburg, wurde 1938 von den NS-Machthabern als politisch unzuverlässig entlassen. Wegen „Abhörens ausländischer Sender“ wurde er im März 1944 verhaftet, zum Tode verurteilt und am 7. November 1944 in München–Stadelheim hingerichtet.

Dipl. Ing. Walter Caldonazzi (geb. 3. 6. 1916), Forstingenieur, wurde gemeinsam mit DDr. Heinrich Maier, Andreas Hofer, Josef Wyhnal, Dipl. Ing. Hermann Klepell, Dr. Wilhelm Ritsch, Dr. Franz Josef Messner und Dr. Clemens von Pausinger am 28. Oktober 1944 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ durch „Beteiligung an einem separatistischen Zusammenschluss“ vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 9. Jänner 1945 im Landesgericht Wien enthauptet.

Dr. Franz Deutsch (geb. 28. 6. 1900), Amtsarzt, versuchte als Betroffener der Nürnberger („Rassen“-)Gesetze in die Schweiz zu fliehen, wurde dabei gestellt und am 11. Jänner 1942 nach Riga deportiert.

Dr. Engelbert Dollfuß (geb. 4. 10. 1892), christlichsozialer Politiker, Bundeskanzler, nützte den Rücktritt der drei Präsidenten des Nationalrats im März 1933, um den Nationalrat auszuschalten und in der Folge mit Verordnungen aufgrund des Kriegswirtschaftlichen Ermächtigungsgesetzes zu regieren. Die von ihm begründete Vaterländische Front war eine hierarchisch gegliederte politische Sammelbewegung, die sich gegen Parlamentarismus, Klassenkampf und den „Anschluss“ wandte. Sie stellte nach der Ausschaltung der Parteien den einzigen Träger politischer Willensbildung dar. Während des Bürgerkriegs im Februar 1934 wurden das Standrecht verhängt, Todesurteile vollstreckt und — nach dem Verbot der NSDAP und der KPÖ 1933 — die Sozialdemokratische Arbeiterpartei und die Freien Gewerkschaften aufgelöst. Auf der Grundlage der ständestaatlichen Verfassung vom Mai 1934 erhielt Österreich ein autoritäres Regierungssystem. Nachdem auf Dollfuß schon im Oktober 1933 ein Attentat verübt worden war, wurde er beim nationalsozialistischen Putschversuch am 25. Juli 1934 im Kanzleramt niedergeschossen. Ohne ärztliche Hilfe erlag er im Marmorecksalon den tödlichen Verletzungen.

Josef Dungel, Student, litt an einer Geisteskrankheit und wurde im Zuge der NS-Euthanasie am 12. August 1940 in eine nicht bekannte „Heilanstalt“ abtransportiert.

Dr. Johann Gruber (geb. 20. 10. 1889), Priester, geistlicher Direktor des Privat-Blindeninstitutes in Linz–Urfahr (Oberösterreich), wurde 1938 wegen NS-feindlicher Äußerungen und angeblicher sittlicher Verfehlungen zu zwei Jahren Kerker verurteilt und nach Abbüßung der Strafe in das KZ Mauthausen bzw. Nebenlager Gusen eingewiesen. Wegen Kassiberschmuggelns und Unterstützung von Mithäftlingen kam Gruber in den Lagerarrest und wurde dort am 7. April 1944 ermordet.

Ferdinand Habel (geb. 14. 8. 1910), Student, wurde am 8. Oktober 1938 während des Sturms der Hitler-Jugend auf das Erzbischöfliche Palais (als Reaktion auf eine Rosenkranzandacht, die für tausende Jugendliche zu einer Bekenntniskundgebung gegen das NS-Regime geworden war) verhaftet und kam in die KZ Dachau und Mauthausen, wo er am 3. Februar 1940 an Hungertyphus starb.

Johannes Heinrich Hardeck (geb. 20. 8. 1916), Student, wurde als Betroffener der Nürnberger („Rassen“-)Gesetze 1940 interniert und 1942 in das Ghetto Theresienstadt überstellt. 1944 kam er in das KZ Auschwitz und von dort in ein Nebenlager des KZ Dachau bei Augsburg, wo er am 3. März 1945 starb.

Dr. Adolf Hörhager (geb. 11. 2. 1884), Rechtsanwalt und Leiter der Vaterländischen Front für den Bezirk Innsbruck, wurde im Zuge des „Anschlusses“ (März 1938) verhaftet und in die KZ Dachau und Mauthausen gebracht, wo er am 1. Februar 1940 an Erschöpfung starb.

Dr. Walter Krajnc (geb. 22. 2. 1916), Jurist, schloss sich der Widerstandsorganisation Kampftruppe Tirol an. Als Soldat der Wehrmacht in Frankreich machte er aus seiner Ablehnung von Geiselerschießungen kein Hehl und verweigerte die Ausführung eines entsprechenden Erschießungsbefehls. Deswegen sowie wegen Zusammenarbeit mit der französischen Résistance wurde Krajnc zum Tode verurteilt und am 29. Juli 1944 in der Nähe von Avignon erschossen.

Dr. Karl Krczmar (geb. 29. 11. 1901), Beamter, wurde als Wehrmachtsangehöriger 1941 inhaftiert, wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tode verurteilt und am 2. Juni 1942 erschossen.

Dkfm. Karl Kummer (geb. 1915) kam 1944 im KZ Buchenwald um.

DDr. Heinrich Maier (geb. 16. 2. 1908) wirkte als Kaplan in der Pfarre Wien–Gersthof und wurde gemeinsam mit Andreas Hofer und anderen zum Tode verurteilt und am 22. März 1945 im Landesgericht Wien enthauptet.

Dr. Ludwig Mooslechner (geb. 20. 8. 1910), Arzt in der Steiermark, wurde 1944 wegen „Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung“ verhaftet, krankheitshalber auf freien Fuß gesetzt und im März 1945 neuerlich verhaftet. Man beschuldigte ihn, die Freiheitskämpfer im Koralpengebiet (Kärnten/Steiermark) mit Waffen, Munition und Medikamenten versorgt und deren Kranke und Verwundete behandelt zu haben. Mooslechner wurde zusammen mit 15 Männern und zwei Frauen auf der Hebalpe (Steiermark) erschossen.

DDDr. Wilhelm (Johannes Kapistran) Pieller (geb. 30. 9. 1891) war Rektor der Klosterschule in Eisenstadt. Er wurde 1943 wegen Unterstützung der Antifaschistischen Freiheitsbewegung Österreichs festgenommen, im August 1944 zum Tode verurteilt und nach einem Fußmarsch der zum Tode verurteilten Häftlinge von Wien nach Stein/Donau (Niederösterreich) am 15. April 1945 mit 43 weiteren Verurteilten erschossen.

Heinrich Pühringer (geb. 22. 11. 1914), Studienassessor, wurde als Feldwebel der Wehrmacht durch ein Kriegsgericht zum Tode verurteilt und am 18. Dezember 1944 bei Moyvcen erschossen.

Franz Reinisch (geb. 1. 2. 1903), Priester, Pallotiner-Pater, erhielt 1940 Predigt- und Redeverbot und sollte 1942 zur Deutschen Wehrmacht einrücken. Er verweigerte den Fahneneid, wurde im Juli 1942 wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tode verurteilt und am 21. August 1942 im Zuchthaus Brandenburg–Görden (Deutschland) hingerichtet.

Dr. Franz Seywald (geb. 1. 1. 1891), Bezirkshauptmann von St. Johann im Pongau (Salzburg), wurde am 22. Juli 1944 wegen „Gemeinschaftsabhörens ausländischer Sender und Weiterverbreitung von Feindnachrichten“ zum Tode verurteilt und zwei Tage später in der Haftanstalt Salzburg erhängt aufgefunden.

Dr. Hermann Sinz (geb. 4. 5. 1912), Gerichtsassessor in Bregenz, wurde als Wehrmachtsoffizier wegen Unterstützung des Widerstands in Frankreich angezeigt, nach Russland versetzt und von einem Feldgericht wegen „Defätismus und Wehrkraftzersetzung“ zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 15. März 1944 in Borissow (ehemalige UdSSR) vollstreckt.

Dr. Richard Steidle (geb. 20. 9. 1881), Rechtsanwalt, Generalkonsul in Triest (Italien) und Heimwehrführer, wurde nach dem „Anschluss“ (März 1938) verhaftet und im September 1938 in das KZ Buchenwald gebracht, wo er erschossen wurde.

Dipl. Ing. Hans Sylvester (geb. 10. 11. 1897), 1934–1938 Landeshauptmann des Burgenlandes, wurde im Zuge des „Anschlusses“ (März 1938) verhaftet und in das KZ Dachau gebracht, wo er am 19. Jänner 1939 umkam.

Franz Virnich (geb. 28. 3. 1882), lebte in Deutschland, flüchtete als Gegner des Nationalsozialismus nach Holland, wo er von der deutschen Besatzung verhaftet und wegen „Volksverleumdung“ zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt wurde.

Virnich starb am 5. April 1943 im Zuchthaus Brandenburg–Görden (Deutschland).

Univ. Prof. DDr. Hans Karl Zessner-Spitzenberg (geb. 4. 2. 1885), führender Legitimist, wurde am 18. März 1938 während einer Messe in der Krypta der Pfarrkirche Kaasgraben, Wien, verhaftet und am 1. August 1938 im KZ Dachau zu Tode geprügelt.


Literatur/Quellen:
Gedenken an den März 1938, in: Academia, IV/April 1988.

 


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